BETA (German Edition) by Cohn Rachel

BETA (German Edition) by Cohn Rachel

Author:Cohn, Rachel [Cohn, Rachel]
Language: deu
Format: epub
Publisher: Random House DE
Published: 2013-02-24T23:00:00+00:00


Einundzwanzigstes Kapitel

Am Abend, kurz bevor in den Hütten der Klone die Lichter abgestellt werden, schlüpft Xanthe zu mir ins Zimmer.

»Wo ist Mutter?«, fragt sie mich.

»Immer noch mit dem Governor in Heaven«, sage ich.

»Gut«, sagt Xanthe und zieht die Tür hinter sich zu. »Hast du’s schon gehört?«

»Ja, hab ich. Wird Becky ausgeschaltet?«

»Ja. Aber nicht sofort, wegen des Aquinos. In seinem Bericht an die Replikanten-Rechte-Kommission würde es sich sehr unschön machen, wenn dort von der Eliminierung eines defekten weiblichen Klons die Rede wäre. Sein Eintreten für ihre ›Rechte‹ hat ihr Schicksal auf andere Weise besiegelt. Sie wird jetzt einen langsamen, viel grausameren Tod sterben.«

»In der Krankenstation?«

»Wahrscheinlich.«

»Woher hast du deine Informationen, Xanthe? Kann ich auf meinem Chip ein Codewort eingeben und hab dann auch Zugang dazu?«

»Kann ich mir kaum vorstellen. Die Menschen haben ihre Relays. Wir … wir haben unser eigenes Netzwerk.«

»Wer ist ›wir‹?«

»Besser für dich, wenn du nicht allzu viel weißt. Jedenfalls im Moment.«

Da ist noch etwas anderes, das ich unbedingt wissen muss. »Hast du Raxia genommen? Kannst du deswegen fühlen?«

»Miguel und ich haben Raxia genommen«, gibt sie zu. »Ein paar Klone in Heaven haben welches in die Finger gekriegt und mit anderen geteilt. Es scheint in unserem Gehirn eine Blockade zu lösen und uns aufzuwecken.«

»Mich nicht«, sage ich.

»Du hast welches genommen?«

»Ja. Hatte auf mich überhaupt keine Wirkung.«

Xanthe runzelt die Stirn. »Wirklich nicht? Seltsam. Keine Ahnung, warum es bei dir nicht gewirkt hat. Bei allen von uns, die Raxia genommen haben, brauchte es nur ganz wenig davon, um sie aufzuwecken. Vielleicht liegt es daran, dass du eine Beta bist? Oder dass deine Teenager-Hormone einfach anders sind?« Ihr Gesichtsausdruck verrät, dass ihr Gehirn weiter nach einer Erklärung sucht. »Was natürlich alles ändern würde. Wenn das Raxia nämlich bei dir nicht gewirkt hat, dann kann es auch bei ihr nicht gewirkt haben. Dann ist das mit dem Raxia eine Lüge und Becky ist jedenfalls nicht deswegen kaputtgegangen. Oder sie war es immer schon oder überhaupt nicht oder …«

»Oder Becky hat die Bombe überhaupt nicht gelegt und was sie erzählen ist alles eine Lüge«, fahre ich fort.

»Meiner Meinung nach ist der Aquino an allem schuld«, sagt Xanthe. »Ich hasse ihn, wirklich. Ich hasse ihn.«

»Du hasst ihn?«, frage ich. Xanthe wirkt in diesem Moment sehr aufgebracht. Es gibt keinen Zweifel mehr, sie ist ein defekter Klon. Seltsamerweise habe ich trotzdem keine Angst vor ihr.

»Ja, ich hasse ihn«, sagt sie noch einmal. »Wenn ich daran denke, was er Becky jetzt antut. Wie scheinheilig von ihm! Dabei gelten die Aquinos als spirituelles Volk, das in einer besonderen Beziehung zur Natur steht und ein hohes Moralbewusstsein hat. Aquinos gehen normalerweise auch nicht zum Militär. Und einen Sündenbock für etwas zu suchen geht ihnen eigentlich auch gegen den Strich.«

»Aber vielleicht hat er ja deswegen etwas gegen Becky. Weil Aquinos finden, dass Klone nicht natürlich sind.«

Xanthe fasst nach ihrem eigenen Handgelenk und fährt mit ihrem scharfen Fingernagel darüber, sodass sie zu bluten anfängt. Ich schreie erschrocken auf. »Aber ich bin genauso ein Lebewesen wie alle anderen!«, ruft sie. »Und du auch!«

Wir



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